Ich esse noch schnell was….dann komme ich… Kennen Sie das auch? Schnell noch ein Haps zwischendurch….keine Zeit zum Essen.

Oftmals nehmen wir uns zum Essen zu wenig Zeit, dies wirkt sich auf die Verdauung aus.

Wer seine Mahlzeiten schnell hinunter schlingt, tut sich nichts Gutes. Betrachten wir das Wort Mahl–Zeit einmal genauer, so offenbart sich, der Name ist Programm.

Nehmen wir uns zum Essen Zeit, zermahlen wir mit unseren Mahlzähnen die Speisen zu einem Brei, und für diesen Vorgang braucht es eine gewisse Zeit. Man nennt es auch Kauen. Klingt ein wenig provokant und sehr einfach…..ist es auch.

Verdauung ist ein spannender Prozess. Heute ich möchte ich Ihnen den Zusammenhang zwischen Stress und Verdauung aufzeigen.

Verdauung

Verdauung beginnt bereits im Mund. Ein Aspekt ist das bereits erwähnte ausreichende Kauen. Während wir die Speisen im Mund zerkleinern bildet sich vermehrt Speichel, der unter anderem das Enzym Ptyalin enthält. Ptyalin (Alpha-Amylase) spaltet Mehrfachzucker (Polysaccharide) in einfachere Zuckerformen (Oligosaccharide).

Gleichzeitig erhalten der Magen und die Verdauungsdrüsen (Bauchspeicheldrüse, Leber, Gallenblase) das Signal, nun vermehrt Verdauungssäfte bereit zu stellen. Dieser Vorgang benötigt ebenfalls etwas Zeit.

Bitte bedenken Sie, der Darm hat keine Zähne. All das, was durch das oft unterschätzte Kauen zerkleinert wird, muss der übrige Verdauungstrakt (Magen/Dünndarm/Dickdarm) nicht mehr leisten. Eine enorme Entlastung.

Wird das Kauen vernachlässigt, ändert sich der PH-Wert des Magens (optimal bei PH 1,9) und es gelangen  Verdauungsrückstände durch den Dünndarm in den Dickdarm. Die dort beheimateten Darmbakterien (Mikrobiom) haben nur wenig Handlungsspielraum, sie beginnen mit der Auflösung der Verdauungsrückstände und produzieren dabei Gase. Fäulnisgase, wenn es sich um Eiweiße handelt, Gärungsgase durch die Zersetzung von Kohlehydraten. Diese Gase können zu wirklich unangenehmen Blähungen führen, darüber hinaus auch zu entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut und daraus resultierenden krankhaften Geschehnissen.

Stress

Das autonome Nervensystem, das auch für die Verdauung zuständig ist, besteht aus dem anregenden Sympathikus und dem regenerierenden Parasympathikus (dazu an anderer Stelle einmal mehr).

Stehen wir unter Stress, dominiert unter dem Einfluss von Stresshormonen (z.B. Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) der Sympathikus. Um eventuellen Gefahren zu trotzen und das Überleben zu sichern, gerät der Organismus in einen Flucht-Kampf-Modus und entwickelt das Verlangen nach schnell verfügbarer Nahrung zur Energiebereitstellung (Heißhunger). Der Körper ist in Alarmbereitschaft und leitet das Blut aus dem Magen-Darm-Trakt in die Arme und Beine, wo es jetzt dringender gebraucht wird.  Verdauung ist in solch einer Situation hinderlich und nicht sinnvoll.

Befinden wir uns dauerhaft in Alarmbereitschaft, erleben wir also immer wieder Dauerstress, schadet das nachhaltig der Verdauung. Um in Ruhe Nährstoffe aus unserer Nahrung aufzunehmen (resorbieren), brauchen wir einen perfekt aufgeschlüsselten Speisebrei und einen gut durchbluteten Magen-Darm-Trakt. (Parasympathikus Wirkung).

Eine besondere Situation ist der „durchlässige Darm“ (Leaky Gut), dessen Ursache zu einem großen Teil ebenfalls in der vermehrten Produktion von Stresshormonen liegt (CRH-Corticotropin-releasing Hormone). Eine sehr interessante These, der ich einen eigenen Beitrag widme.

Gut gekaut ist halb verdaut – die Lösung

Wie wichtig langsames Essen und gutes Kauen für die Verdauung ist haben Sie unterdessen sicher erkannt.

Meine Empfehlung für eine Mahl-Zeit ist daher:

  • Betrachten Sie Ihr Essen, riechen Sie und erfreuen Sie sich mit allen Sinnen daran. Für manchen Menschen hat ein Tischgebet eine ähnlich achtsame Qualität
  • Trinken Sie 30 Minuten vor, während und nach dem Essen nichts, damit die Verdauungssäfte unverdünnt bleiben und der PH-Wert stabil bleibt
  • Kauen Sie gründlich und genussvoll (32 mal) bis die Speise sich in Ihrem Mund verflüssigt (achten Sie dabei einmal auf die geschmacklichen Veränderungen), vielleicht legen Sie zwischen den Bissen das Besteck an den Tellerrand – das schafft Pausen
  • Gönnen Sie sich, wenn möglich, nach der Mahlzeit eine kleine Pause, damit das vegetative Nervensystem seine regenerierende Parasympathikus Wirkung entfalten kann.

Darüber hinaus ist es von Bedeutung, dass sich das Sättigungsgefühl erst nach 20 Minuten einstellt, wer langsamer ist, wird schneller satt und nimmt weniger Nahrungsmittel während einer Mahlzeit auf. Für manch einen ist das ein angenehmer Nebeneffekt 🙂

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